Vorkommen und Wanderung: Das Brutgebiet der Brandgans erstreckt sich von den Küsten Mitteleuropas bis nach Vorder- und Zentralasien. In Deutschland brüten sie an der Nord- und Ostseeküste, teilweise auch an den Seen Schleswig-Holsteins. Die im NSG Graswarder brütenden Brandgänse sind Zugvögel. Sie verlassen das Gebiet spätestens im August und kehren in den Monaten Februar-März zurück. Je nach Lage der Brutgebiete können sie aber auch Stand- und Strichvögel sein. Zur Mauser ziehen bis zu 200.000 Tiere in die norddeutsche Bucht, rasten auf der Marner Plate vor der Insel Trischen und sind dann zeitweise flugunfähig. Die hiesigen Populationen überwintern zumeist an den Küsten der Nordsee, des Kanals und des Atlantischen Ozeans.
Brutbiologie: Im Frühling entwickelt sich beim Männchen ein Prachtkleid. Dazu gehört über der Wurzel des fleischrosa gefärbten Oberschnabels ein großer kaminroter Höcker, der später wieder zusammenschrumpft. Beim Weibchen fehlt der Höcker; außerdem ist es kleiner als das Männchen.
Die Brandgans ist ein Höhlenbrüter. Sie nutzt meist vorhandene Röhren von Kaninchen aus, seltener Fuchsbauten. Nur ausnahmsweise brütet die Brandgans in offenen Nestern, die dann aber von oben hinreichend durch Vegetation oder ähnliches geschützt sind.
Die meist 8-14 weißlichen Eier werden allen vom Weibchen in ca. 28 Tagen erbrütet. Das Männchen hält ständig in unmittelbarer Nähe des unterirdischen Baues Wache und vertreibt Eier suchende Nesträuber, sogar Marder.
Die Dunenjungen werden bereits am ersten Tag zum Wasser geführt und von beiden Eltern betreut. Häufig kommt es zu „Kindergärten“, so dass ein Paar schon bis zu 45 Jungtiere auf dem Graswarder geführt haben. Die Jungen können bereits mit 42-44 Tagen flugfähig sein; andere brauchen bis zu 60 Tage.
Verhalten: Besonders gut lässt sich im März die Balz der Brandgänse direkt vor dem Naturzentrum des NABU erleben Die Männchen imponieren auf dem Wasser und auf dem Land, indem sie den nach vorn geneigten Kopf bei voll ausgestreckten Hals hochwerfen, bis der Schnabel in die Höhe zeigt und mit dem Hals fast eine Linie bildet. Dieses Verhalten wird unter feinem wisperndem Trillern mehrfach wiederholt. Bei der Paarbildung spielt darüber hinaus die Flugbalz eine wichtige Rolle. Wenn ein noch unverpaartes , von mehreren Männchen umworbene Weibchen auffliegt, folgen ihm oft gleich mehrere Männchen. Das Weibchen führt mehrere Zickzackkurse durch, wobei die Männchen versuchen, möglichst nahe neben dem Weibchen her zu fliegen. Auf diese wilde Verfolgungsjagd folgt eine langsamere Gleitflugphase. Während der Paarungsflüge scheiden einzelne Männchen aus.
Bei der eigentlichen Balz führt das Männchen mit Kopf und Hals rotierende Pumpbewegungen aus; trippelnde Schritte, eigenartig anmutende Kopfbewegungen, rollende Laute; ein Zeremoniell, das man sich vor Ort einfach im Frühjahr einmal anschauen sollte.