Text: Manfred Kiau
Alljährlich im Frühjahr und im Sommer werden Küken und Jungvögel außerhalb ihres Nestes vorgefunden. Glücklicherweise gibt es wohlmeinende Menschen, die den Tieren helfen wollen, aber nicht genau wissen, was sie tun sollen. Es folgt ein kleiner Ratgeber:
Häufig verlassen Jungvögel ihr Nest, bevor das Gefieder vollständig ausgebildet ist. Meist handelt es sich hierbei um fast flügge Tiere, die ihr Nest infolge der dort vorhandenen Enge oder auch aus Übermut verlassen. Sie werden in der Regel weiterhin von ihren Eltern gefüttert, die Jungtiere stehen über Bettelrufe in Kontakt mit diesen und sind nur scheinbar verwaist.
Was ist zu tun?
Zunächst sollte man die Situation ca. eine Stunde lang aus sicherer Entfernung und aus einer geeigneten Deckung heraus beobachten. Kommt noch einer der Altvögel und führt Fütterungen durch? Bei unzulänglicher Deckung kommen sie meist nicht aufgrund ihrer angeborenen, manchmal auch erworbenen Scheu vor Menschen.
Ist nach ca. ein bis zwei Stunden kein Altvogel mehr gekommen und ist anzunehmen, dass sich das Jungtier in unmittelbarer Lebensgefahr befindet, so benötigt das Tier eindeutig menschliche Hilfe. Hierbei ist zu beachten, dass eine Wildtierentnahme grundsätzlich verboten ist (§ 44 Absatz 1 Nr. im Bundesnaturschutzgesetz).
Zunächst ist eine Kontaktaufnahme mit einer der folgenden Institutionen empfehlenswert:
Im Notfall ist der Vogel vorsichtig aufzunehmen und in ein geeignetes Behältnis zu setzen (Pappkarton mit Löchern, Vogelkäfig). Das Behältnis sollte mit saugfähigem Papier ausgelegt und regelmäßig gereinigt werden. Natürliche Materialien wie Gras oder Blätter sind ungeeignet, da sie schnell verrotten und Krankheitserreger enthalten können. Wenn eine Handaufzucht bei deutlich geschwächten oder verwaisten Tieren oder zerstörtem Nistplatz (Unwetter, Baumaßnahmen) angeraten erscheint, so ist wie nachfolgend geschildert zu verfahren.
Es ist immer zu beachten, dass die Überlebenschancen ausgewilderter Handaufzuchten deutlich reduziert sind. Diese sind ohnehin niedrig infolge vielfältiger Gefahren in der Natur (Freßfeinde, Nahrungsmangel, Krankheit etc.) oder durch Menschen (Straßenverkehr, Überlandleitungen, Angelschnüre, Umweltbelastungen und Hauskatzen). So erreichen bei Sperlingsvögeln weniger als 20% der Tiere ihre Geschlechtsreife, bei Eisvögeln sind es nur 10-15 %, sie brüten dreimal im Jahr mit 6-7 Küken je Brut.
Ergänzende Hinweise:
Für den Bereich von Heiligenhafen gilt folgendes:
In Heiligenhafen werden häufig Küken von Wasservögeln wie Möwen, Enten, Gänsen und Schwänen angetroffen. Bei verletzten Küken, aber auch Alttieren, sowie sicher verwaisten Küken bitte wenden an:
Von Handaufzucht in Eigenregie raten wir grundsätzlich ab, da dies von Laien oftmals nicht erfolgreich durchgeführt werden kann.
Die NABU-Station Graswarder ist von Ostern bis Ende Oktober besetzt, hier kann oftmals geholfen werden:
Tel. 04362 – 6947.
Quellen und weiterführende Informationen (auszugsweise)
-NABU www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/helfen/01945.html
-WWF https://blog.wwf.de/vogel-aus-nest
-LANUV NRW (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW)
www.lanuv.nrw.de/natur/artenschutz/aus-dem-nest-gefallen-was-tun-mit-jungvoegeln/ LANUV-Infoblatt 19
-Deutscher Tierschutzbund www.tierschutzbund.de
-Wildvogelhilfe (private Institution) wp.wildvogelhilfe.org .