Brandseeschwalbe (Sterna sandvicensis)

Brandseeschwalbe
Brandseeschwalbe

Eine Vogelart, die vorher noch nie im NSG Graswarder gebrütet hatte, gründete 1980 zum ersten Mal eine Kolonie. Zu vermuten ist, das dieses von zwei Faktoren abhing: Erstens wurde ab 1978 das Sammeln von Sturmmöweneiern eingestellt und zweitens wurde auf die Beweidung mit Rindern im Ostteil des Graswarders verzichtet. Die damit eingetretene Ruhe hat wohl zur Ansiedlung geführt. Diese empfindliche und unstete Vogelart siedelte zwischenzeitlich mit bis zu 170 Paaren im Naturschutzgebiet, und das regelmäßig im Verband mit Lachmöwen. Nachdem die Lachmöwen auf Grund von Nahrungsmangel und Predatorendruck das Gebiet aber weitestgehend meiden, brüten auch die Brandseeschwalben nur noch unregelmäßig auf dem Graswarder.

 

Erkennungsmerkmale: Die Brandseeschwalbe entspricht in ihrer Größe etwa einer Lachmöwe. Ihr Gefieder ist heller leuchtend als das der Küstenseeschwalbe. Besondere Merkmale sind der lange, schwarze Schnabel mit gelber Spitze sowie der schwarze Oberkopf und Nacken, dessen Federn am Hinterkopf schopfartig verlängert sind. Bei Erregung sträuben sie sich. Der Schwanz ist tief gegabelt, die Füße schwarz gefärbt.

 

Vorkommen und Wanderung: Nach beendeter Jungenaufzucht findet bei allen Brandseeschwalben zunächst ein Zwischenzug in verschiedene Richtungen – auch nach Norden – statt. Der eigentliche Zug nach Süden verläuft längs der Küsten von Deutschland , Holland, Frankreich, Portugal, Spanien und Westafrika bis zum Kap der Guten Hoffnung. Ein Großteil verbleibt aber im Küstenbereich von Mauretanien bis Lagos. Spätestens Anfang April ziehen die Brandseeschwalben bereits über den Graswarder hinweg, die Brut selbst aber beginnt erst Mitte April. Einige „Nachzügler“ kommen noch bis Anfang Juni zur Brut, in der Regel aber ohne Erfolg.

 

Brutbiologie: Die Nester werden im NSG Graswarder auf der höchsten Stelle der Düne bzw. des Strandwalls angelegt. Während des Brütens wird das Nest durch Einbringen von Halmen ständig vervollkommnet. Einer- und Zweiergelege sind die Regel. Die meist hellen Eier sind mit schwarzen und braunen Flecken bedeckt. Beide Elterntiere beteiligen sich am Brutgeschäft. Die Dauer schwankt zwischen 24 und 26 Tagen. Nach dem Schlüpfen bleiben die Jungen noch 2-3 Tage im Nest; danach suchen sie sich Deckung unter Pflanzen. Bis zum Flüggewerden vergehen unter günstigen Bedingungen 25 Tage; meist aber 30-35 Tage. Die Hauptnahrung besteht aus Sandaalen. Obwohl sie schon bald selbst erfolgreich fischen können, bleiben sie bis zum Abzug ins Winterquartier Ende September/ Anfang Oktober von den Eltern abhängig. Als Höchstalter der Brandseeschwalbe wurden bisher 24 Jahre ermittelt.

 

Verhalten: Die Brandseeschwalbe ist ein extremer Koloniebrüter. Im Durchschnitt beträgt der Nestabstand nicht mehr als 40 cm. Im Zentrum der Kolonie kann es schon einmal zu einer Konzentration von 10-11 Nestern auf einem Quadratmeter kommen. Während der Brutzeit neigen Brandseeschwalben im Gegensatz zu den Küstenseeschwalben zu einer Art „innerer Unruhe“. Häufig ist ein Auffliegen der gesamten Kolonie zu beobachten, obwohl die Störungsreize unerheblich sind. Bei diesem Vorgang verstummen die sonst ständig lärmenden Vögel schlagartig für kurze Zeit, fliegen als Masse auf, um wenig später wieder Alarmrufe auszustoßen und genauso schnell am Brutplatz zu landen.

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