Schweinswal am Graswarder

Am 09.08.2021 wurde ein Schweinswal in der Bucht zwischen dem Graswarder und dem Yachthafen gesichtet. Gestern war er gut zu erkennen und schwamm ständig hin und her, immer auf der Jagd nach Beute. Gelegentlich waren kleine Fische zu sehen, welche aus dem Wasser sprangen, wohl von dem Wal aufgescheucht. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Schweinswale vor Heiligenhafen auftauchen, sie folgen den Fischschwärmen.

 

 Der Schweinswal ist ein Säugetier und die einzige an deutschen Küsten lebende Walart, er wird der Familie der Zahnwale zugerechnet. Er ist verwandt mit den Delfinen, weist jedoch einige anatomische Unterschiede auf, u.a. ist er kleiner und hat eine kürzere Schnauze. Die hier anzutreffende Art ist der Gewöhnliche Schweinswal, Phocoena phocoena. Der Wal weist eine dunkelgraue bis schwarze Oberseite sowie Flipper (Brustflossen) auf, die Bauchseite ist deutlich heller. Meist sieht man nur die mittig angeordnete Finne, die Rückenflosse. Diese ist dreieckig, vorne gerundet und hinten meist senkrecht abfallend. Der Schweinswal wird ca. 1,50 bis 1,80 m groß, das Weibchen ist etwas größer und kann 2,0 m erreichen. Die Tiere wiegen ca. 40 bis 75 kg. Die Tauchgänge dauern bis zu 6 Minuten, anschließend kommt das Tier zur Oberfläche und atmet über das sogenannte Blasrohr.

 

 Die Lebenserwartung beträgt üblicherweise bis zu 20 Jahren, in Deutschen Gewässern nimmt diese jedoch durch anthropogene Einflüsse stark ab und wird zurzeit mit 8 bis 10 Jahren angegeben. Diese Walart ist nach 3-4 Jahren geschlechtsreif. Kurz nach einer Geburt paaren sich die Weibchen erneut und sind somit fast ständig trächtig oder säugend. Wichtige Fortpflanzungsgebiete im Bereich von Nord- und Ostsee sind der Fehmarnbelt, das Sylter Außenriff und die Gebiete um die Inseln Gotland und Aland. Der geplante Bau des Fehmarnbelt-Tunnels hat somit vermutlich katastrophale Auswirkungen auf die hiesigen Bestände.

 

 Die Ernährung besteht hauptsächlich aus Fischen, dazu kommen Kopffüßer und Krebstiere. Wegen ihrer hohen Stoffwechselrate müssen die Tiere ständig Nahrung zu sich nehmen. Sie leben oft allein oder in kleinen Gruppen, auch als Mutter-Kalb-Paar.

 Aufgrund vielfältiger anthropogener Einflüsse ist diese Walart, insbesondere im Bereich von Nord- und Ostsee, stark gefährdet. In der zentralen Ostsee ist der Bestand auf weniger als 500 Tiere gesunken, hier ist der Schweinswal vom Aussterben bedroht. Die Zahl der Totfunde steigt kontinuierlich.

 

 Die Bedrohungen menschengemachter Art sind vielfältig:

  • Fischerei (Ertrinken in Fangnetzen),
  • Tourismus,
  • Jagd,
  • Wilderei,
  • Umweltverschmutzung,
  • akustische Schädigungen durch Schifffahrt,
  • seismische Erkundungen,
  • Sprengungen von Munition,
  • Rammarbeiten u.a. beim Bau von Offshore-Windanlagen,
  • Plastikmüll,
  • Speedboote u.v.m..

 Gemäß der FFH-Richtlinie der EU sind die Tiere streng geschützt, jedoch wird von Seiten der Politik wenig unternommen, um die Lebensbedingungen zu verbessern.

(Photos + Text Manfred Kiau)

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