Das Millionenmeer

Millionen von Blütenköpfen der Grasnelken  machen zur Zeit im Naturschutzgebiet Graswarder der Bundesgartenschau echte Konkurrenz. Teppichartig haben sie das Schutzgebiet über viele Strandwälle hinweg in ein blühendes rosarotes  Meer verwandelt. Einmalig für die gesamte schleswig-holsteinische Ostseeküste.

 

Seit 1983 erlebt dieses Bleiwurzgewächs , zu denen auch der Strandflieder gehört, eine“ Auferstehung“, die nur durch die günstige Witterung mit den höheren Niederschlägen im April dieses Jahres zu erklären ist. Zwar sind größere Bestände naturgemäß stets vorhanden, doch ihre Blütenpracht können sie nur nach optimalen Regenfällen entwickel. Dazu gesellt sich noch ein wohlriechender Duft, der es mit dem Erzeugnis renommiertester Parfümhersteller aufnehmen kann.

 

Darüber hinaus kommt ihnen das Beweidungskonzept zu Gute, das über eine geringere  Dichte an Rindern optimale Bedingungen für ihr Wachstum garantiert. Die hier eingesetzte Rinderherde von Bauer Höppner aus Neuratjensdorf sorgt nämlich dafür, dass Konkurrenzpflanzen wie die Quecke oder der Rotschwingel kurz gehalten werden und somit auf Grund  ihrer höheren Wuchsform die Grasnelken nicht  mit ihren Halmen überziehen und ihnen „die Luft zum Atmen“ entziehen.

 

Wer dieses Schauspiel im wahrsten Sinne begreifen und erleben möchte, ist zu einer naturkundlichen Führung im Naturschutzgebiet herzlich eingeladen. Die Urform der  Grasnelke wird bis zu 25 Zentimeter hoch, ihre Blütenköpfe erreichen 15-20 Millimeter, lieben sandigen Boden und vollsonnige und warme Standorte. In Zuchtform hat diese attraktive Pflanze unsere  Gärten erreicht und  wird mittlerweile auch auf den Grünstreifen an Autobahnen angetroffen.

Hervorzuheben ist bei Grasnelken die Zweigestaltigkeit, bekannt unter dem Begriff Dimorphismus. Die Pollen des Exemplare keimen nicht auf der eigenen Narbe, weil die Narbenoberfläche von der Oberflächenstruktur her dafür ungeeignet ist. Wie beliebt diese Pflanze in der Bevölkerung ist, zeigt sich schon an den verschiedenen Volksnamen: Drahtblume, nach den dünnen, zähen Stängeln, Sandbloom auf Fehmarn wegen ihres sandigen Standortes, in Ostfriesland Pinkelblume, was darauf hinweist, dass sie als Heilpflanze als harntreibendes Mittel eingesetzt wurde.

 

In Heiligenhafen wurden die Grasnelken anlässlich des Kindervogelschießen gern zur Herstellung von Kränzen genutzt. Sie zierten die Köpfe der Schülerinnen während des Umzuges oder wurden für die Königskrone verwendet.

 

 

Text und Fotos: Klaus Dürkop

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