Seit drei Jahren beobachten wir auf dem Graswarder neben 1-2 reinen Schwarzkopfmöwenpaaren auch ein Möwenpaar, das sich aus einer Sturmmöwe und einer Schwarzkopfmöwe zusammensetzt. Bisher konnte leider nie festgestellt werden, ob sie auch erfolgreich gebrütet haben. Das hing im Wesentlichen damit zusammen, dass die Gelege der Sturmmöwenkolonien im Osten des Gebietes regelmäßig menschlichen Zweibeinern...
zum Opfer fallen. Selbst hochbebrütete Eier wurden offensichtlich von Asiaten geklaut.
Nun aber hat sich das ungleiche Paar in einer durch einen E-Zaun gesicherten Brutkolonie unterhalb des Beobachtungsturm angesiedelt. Dadurch konnte über mehrere Tage das Brutverhalten dieses Möwenpaares über Stunden hinweg beobachtet werden. Auf den ersten Blick unterschieden sie sich bei der Brutpflege nur unwesentlich von anderen Sturmmöwenpaaren. Abgesehen davon, dass die männliche Schwarzkopfmöwe bei den Kopulationen etwas unbeholfen wirkte und der Vorgang verhältnismäßig kurz verlief, deutete vieles darauf hin, dass sich ihr Brutpflegeverhalten den übrigen Sturmmöwen anpasste. Sie lösten sich alle 15-20 Minuten bei der Brut ab, der Partner blieb stets in Nestnähe stehen und beide verteidigten wenn notwendig ihr Revier auch gegen Eindringlinge. Soweit so gut der erste Eindruck. Gegenüber anderen Sturmmöwen unterschied sich die Brutablösung aber dadurch, dass die Schwarzkopfmöwe recht bestimmend den Vorgang durch direkte Schnabelhiebe auf die Brust der Sturmmöwe einleitete. Wenn dann keine unmittelbare Reaktion einsetzte, folgte eine weitere Aufforderung, in dem die Schwarzkopfmöwe mehrfach ihren Schnabel ins Oberdeckengefieder der Sturmmöwe stieß. Diese klare Aufforderung “verstand” die Partnerin regelmäßig, erhob sich und gab das Gelege frei. Dieser Vorgang spielte sich auch am 5. Juni wieder dreimal hintereinander ab, bis sich die Schwarzkopfmöwe nach der Ablösung etwas weiter vom Gelege entfernte, ihre Flügel senkrecht aufstellte, aufflog und in Richtung Osten zu einer weiteren Kolonien startete. Dort verweilte sie über drei Stunden.
In der Zwischenzeit lief Erstaunliches ab. Unmittelbar nach dem Abflug näherte sich nämlich eine weitere Sturmmöwe dem Nest und machte der Verbliebenen deutlich, dass er nun den Brutvorgang fortsetzen wollte. Sie gab dem Werben sofort nach und nahm in unmittelbarer Nähe ihre Position ein. Wie Bilder beweisen, hatte diese wohl männliche Sturmmöwe seit gut einer Stunde “auf seine Chance” gewartet und wie selbstverständlich und ohne jegliche Art von Aufhebens seine “Pflichtaufgabe” übernommen. Diese Möwe hatte sich bis dahin vollkommen unauffällig nur einen Meter vom Gelege aufgehalten. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass hier eine Beziehung zu den “Mischlingen” bestand
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