Sechs Gössel und “Emma”

Emma und Nachwuchs
Emma und Nachwuchs

“Heute war der große Tag. Neunundzwanzig Tage lang hatte ich auf meinen zwanzig kostbaren Wildganseiern gebrütet… Wichtige Dinge müssen in so einem Wildgansei vor sich gehen. Legt mann das Ohr daran, hört man es drinnen knacken und murksen, und jetzt, ja jetzt hörst du ganz deutlich ein leises, süß flötendes “Piep”. Erst eine Stunde später hat das Ei ein Loch, und in diesem Loch sieht man das erste, was vom neuen Vogel zu sehen ist: die Nasenspitze mit dem darauf..

sitzenden Eizahn. Die Bewegung des Kopfes, mit welcher der Eizahn von Innen her gegen die Eihülle gedrückt wird, bewirkt nur noch ein Aufknacken der Schale, sondern auch eine Bewegung des zusammengerollt darin liegenden Vögelchen zur Folge, das sich auf diese Weise langsam und ruckweise um die Längsachse des Eies dreht. Der Eizahn bewegt sich also auf einem “Parallelkreis” innen an der Eischale entlang und bricht auf dieser Linie eine zusammenhängende Reihe von Lücken, bis schließlich, wenn der Kreis geschlossen ist, das ganze stumpfe Ende der Eischale von einer Streckbewegung des Halses abgehoben werden kann.” Zitat Ende. So beginnt die zauberhafte Erzählung “Das Gänsekind Martina” von Konrad Lorenz. Nicht anders trug sich die “Geburt” wohl auch bei Emma zu, die vom 20. auf den 22. April nachts ihre fünf Gössel zur Welt brachte. Eigentlich sollten sechs schlüpfen, ein Ei war aber unfruchtbar. Im Laufe des Tages gesellte sich oben auf der Voliere “Konrad” dazu und machte sich mit seinem Nachwuchs bekannt. Abends,  kurz vor Sonnenuntergang, sprangen die Gössel problemlos von dem ca. 2,5 Meter hoch gelegenen Brutplatz herunter und folgten ihren Eltern auf die satten Salzwiesen ins Naturschutzgebiet. Am zweiten Tag gab es dann noch eine Überraschung. “Emma” und “Konrad” hatten ihre Kinderzahl auf sechs erhöht und offensichtlich einer anderen Graugansfamilie eines ihrer Gössel entzogen. Nun war die alte Familienplanung wieder hergestellt. In der Zwischenzeit können Besucher bei ein wenig Glück ein bis zweimal am Tag die Graugansfamilie am Naturzentrum erleben.

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