Sturmmöwenbilanz 2016: Es geht doch...!

Mit verhaltenen Erwartungen gingen wir im Frühjahr 2016 in die Brutsaison. Dass sie so erfolgreich verlaufen sollte, hatten wir nicht erwartet. Aber der Reihe nach: Nach-

dem wir die bekannten und auch erprobten E-Zäune errichtet hatten, wurden diese nochmals durch einen 40 Zentimeter hohen, undurchlässigen Plastikzaun ergänzt bzw. abgesichert. Die Erstellung der Zäune war äußerst zeit- und kostenaufwändig (85 ehrenamtliche Stunden und extra Kosten für die 400 Meter lange Plastikfolie). Der Zaun hat eine Länge von 400 Metern und umfasst damit etwa einen Hektar. Das ist nur eine Fläche von ca. 1/85 der Landfläche des NSG.

Wie wir  2015 durch Wärmebildkameras erfahren hatten, wurden die Gelege in der Sturmmöwenkolonie seit Jahren (auch die von Austernfischer, Reiherente und Löffelente)  flächendeckend durch Igel ausgeräumt. Wir gingen also mit der Erwartung und der Hoffnung in die neue Brutsaison, dass die Folie die Igel am Eindringen hindern würden. Vierzehn Tage ging die Rechnung auch auf. Dann war an drei Stellen die Plastikfolie durchbissen worden und  erste Gelege aus der Kolonie verschwunden. Der Schaden am Plastikzaun war zwar schnell behoben, aber die Eindringliche noch lange nicht vertrieben. Aufwändige nächtliche Kontrollen mit Scheinwerfern folgten. Die Sturmmöwenkolonie blieb zumindest in der Folgezeit von Prädatoren unbehelligt.

Nachdem im Frühjahr um den 17. März etwa 250 Paare in der Kolonie unterhalb des Naturzentrums eingeflogen waren, brüteten 221 Paare erfolgreich. Verluste an Gelegen erfolgten lediglich durch Silbermöwen und bei den Jungvögeln insbesondere durch den Seeadler. Ein wahres Schauspiel, wenn dieser von hunderten von Sturmmöwen mit Flügelschlagen, Verkotungen und einem Mordslärm verfolgt wurde. Der Erfolg der Seeadler hält sich in Grenzen und sei ihm auch gegönnt.

Soweit mir bekannt ist, hat es an der gesamten schleswig-holsteinischen Ostseeküste seit langem keinen so sichtbaren und zahlenmäßigen Erfolg bei Küstenvögeln gegeben, wie hier in der eingezäunten Sturmmöwenkolonie.

Nach vorläufigen Ergebnissen zieht  jedes Brutpaar 1,8 Jungvögel groß. Sie sind zum Großteil in diesen Tagen flügge geworden, nur noch“ Restbestände“ halten sich am Tage in der eigentlichen Kolonie auf. Zum Abend versammeln sich in und um die Kolonie,  zur  Zeit bis zu 1500 Exemplare allein an Möwen, dazu Graugänse und Enten, offensichtlich,  weil sie in diesem Umfeld nicht mit Füchsen rechnen müssen. Der Bruterfolg zeigt, dass durch das Aufstellen von E-Zäunen und Plastikfolien Prädatoren wie Füchse, Marder und Igel aus den Kolonien von Küstenvögeln herausgehalten werden können. Zu bedenken ist aber, dass die Abwehr mit Zäunen dieser Art sehr aufwändig ist und von Ehrenamtlichen in der Zukunft nicht geleistet werden kann.  Daher ist geplant, mit einem Gitterzaun großflächig das Naturschutzgebiet abzusichern.

Text und Fotos: Klaus Dürkop

 

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