Rinderumtrieb

Als Urzelle für unsere artenreiche Salzwiese wurde die Zone 1 des Graswarders in diesem Jahr wieder einmal von Mitte Mai bis Ende Juni mit einer kleinen Herde von 16 Rindern der Rasse „Schwarz-Bunte“ kurzzeitig beweidet. Ziel war es, den in den letzten Jahren sehr hohen Aufwuchs an Gräsern wie Quecke, Rotschwingel und Schilf zurück zu führen, um damit den niedrig wachsenden Pflanzen wie dem Wiesenalant, dem Echten Sellerie oder der Salzaster „mehr Luft“ für eine umfassendere Ausbreitung zu ermöglichen.

 

Nach sechs Wochen hatten die Rinder gute Arbeit geleistet, so dass wir uns als „Viehtreiber“ verdingten und die Herde über den Graswarderweg zur Zone 3 hinter dem Beobachtungsturm trieben -  eine auf den ersten Blick recht problematisches Unterfangen. Aber mit mit Helfern vom Landwirt Höppner und vom NABU gelang das vorzüglich, nachdem Schlupflöcher an den Dünenübergängen und zu den Villen geschlossen werden konnten. Eine besondere Hilfe wurde uns dabei durch einen Ochsen zu Teil, der als eine Art „Leitbulle“ „seine Frauen“ souverän anführte und zur neuen Weide im Osten begleitete .Dieser Ochse hat eine besondere Vergangenheit. Er kam nämlich vor zwei Jahren zu unserem Landwirt Höppner als Bullenkalb. Dem ging ein Angebot einer Dame aus Nordrhein-Westfahlen voraus, die dem NABU das Kalb schenken wollte und davon ausging, dass der NABU nicht nur über entsprechendes Weideland sondern auch über Stallungen verfügt. Da dem nicht so war, boten wir Landwirt Höppner das Tier an. Er übernahm es mit der Verpflichtung, ihm das Gnadenbrot zu gewähren. Von besagter Dame erhält er dafür eine jährliche Aufwandsentschädigung. Das in der Zwischenzeit zum Ochsen gemachte Kalb hat sich in der Zwischenzeit auf dem Hof zu einem Leittier für  Jungrinder entwickelt, wirkt beruhigend auf sie ein und ist gerade dann eine große Hilfe, wenn sie im Mai auf die Salzwiesen beim NABU kommen. Wildes und unkoordiniertes Herumlaufen unterbleibt, sehr zum Wohle der dann schon brütenden Küstenvögel.

 

Der Umtrieb sollte darüber hinaus ein weiteres Ziel verfolgen und die Zone 2 von der Beweidung ausschließen. Dazu wurden Elektrozäune bis ins südliche Binnenwasser errichtet. Doch wir hatten wieder einmal den Einfallsreichtum der Rinder unterschätzt. Das schmackhafte Grün auf der anderen Seite des Zaunes ließ sie alle Hindernisse überwinden, auch das tiefere Wasser am Ende der ins Wasser hereinragenden E-Zäune. Nach 14 Tagen der Hoffnung auf eine unbeweidete  Zone 2 blieb nur die Erkenntnis, dass sich wohl auch in Zukunft die Jungrinder nicht aus dieser Fläche heraushalten lassen. Die Folge wird sein, in den nächsten Jahren auf die Beweidung gänzlich zu verzichten.

 

Text und Fotos: Klaus Dürkop

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Machen Sie uns stark

Spenden